„Ich hatte damals gedacht, dass ich für immer dort bleibe“, erzählt er nun heute. Aber sein Leben nimmt eine noch positivere Wendung. Mit seiner Lebensgefährtin zieht er im Jahr 2022 in die eigene Wohnung, mit viel Sorgen, die sich zum Glück nicht bestätigt haben. „Ich habe damals zu meiner Therapeutin gesagt, ob ich das wohl schaffen werde – aber dass ich es auch versuchen will, wenn ich nicht hier irgendwann einmal im Falkenroth-Haus sterben möchte.“
Gemeinsam haben die beiden ihre Wohnung eingerichtet, in der sie mit vier Wellensittichen leben. Regelmäßig kommt dort David Krüger vorbei, der Oliver G. und seine Lebensgefährtin für das Blaue Kreuz betreut. „Ich besuche Herr G. und seine Partnerin alle zwei Wochen“, sagt der studierte Sozialarbeiter, der seit drei Jahren bei der Einrichtung arbeitet und insgesamt für 15 Klientinnen und Klienten verantwortlich ist. ‚„,Besuchen‘ trifft es dabei sehr gut: Wir trinken gemeinsam Kaffee, tauschen uns über das Zeitgeschehen aus, sprechen auch mal über Behördengänge. Die Sucht steht dagegen überhaupt nicht mehr im Vordergrund.“ Dennoch ist der regelmäßige Kontakt enorm wichtig, sagt Krüger. „Wenn es einmal Probleme gibt, kann mich Herr G. direkt ansprechen, zum Beispiel bei Belastungssituationen oder wenn es in der Beziehung einmal nicht so gut laufen würde.“ Gleichzeitig sorgt David Krüger dafür, dass der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL), der die Hilfen im Rahmen des Ambulant Betreuten Wohnens finanziert, immer über den aktuellen Stand Bescheid weiß. „Wir haben, weil es so gut läuft, die Hilfen gerade von drei auf eine Stunde pro Woche reduziert“, sagt Krüger. „Wenn es wieder mehr Bedarf gäbe, könnte das in Absprache mit dem LWL aber auch wieder angehoben werden.“
    
 
        
            
    
    Das bestätigt auch Christina Hülsheger. Die LWL-Teilhabeplanerin, die für Oliver G. zuständig ist, trifft sich heute mit David Krüger, um über verschiedene Klienten zu sprechen. „Wenn sich Hilfebedarfe ändern, können wir schnell reagieren. In diesem Fall sehen wir aber, dass wir ein funktionierendes System haben.“ Nun gehe es darum, die Erfolge, die Oliver G. erreicht hat, zu stabilisieren. Dazu gehört die Abstinenz als Hauptziel, um so auch im Alltag gut leben zu können. Das Blaue Kreuz und der LWL begleiten Oliver G. dabei, auch mit entlastenden Gesprächen oder einer eventuellen Begleitung zu Ärzten oder Psychologen, wenn das einmal nötig wäre.
Der LWL finanzierte die Betreuung von Oliver G. im Falkenroth-Haus. „Der Weg vom Wohnheim über die Außenwohnung nun in die eigene Wohnung ist sehr gut für Herrn G., aber auch für das gesamte System“, sagt Christina Hülsheger. „Herr G. kann selbstbestimmt leben und eine ganz andere Teilhabe erfahren als zuvor - und die Kosten und der Personaleinsatz sinken enorm.“